Green Pharming entsteht im Industriepark Schwarze Pumpe (ISP)

 

Am 16. Auguts traf sich im Dock3 Lausitz die Projektgruppe zum Ansiedlungsvorhaben Green Pharming.

2018 lernten sich der Industrieparkunternehmer Torsten Nagel, Prof. Michael Beckmann (TU DD – Kreislaufwirtschaft & Verfahrenstechnik) und Prof. Ali El-Armouche (TU DD – Prof. für Medizin) kennen. Torsten Nagel und Michael Beckmann führten bereits zu dieser Zeit Versuche durch, Abfallstoffe energetisch zu verwerten bei Ingenieurbau Nagel im ISP. Über Prof. Karin Fester (HSZG)  aus dem Bereich Umweltwissenschaften, versuchten sie dann mit Ali El-Armouche die Reststoffe von Tabakpflanzen energetisch zu verwerten. Das Projekt Green Pharming ist also ein seit 2018 gediegenes Gemeinschaftsprojekt dieser vier Partner mit Torsten Nagel als Industriepartner, der alle zusammenbrachte.

„Wissenschaftliche Entwicklungen funktionieren nicht alleine im Labor, sie brauchen die Industrie zu Ihrer Umsetzung. Wenn die Industrie jedoch nicht in der Heimat sitzt, sondern in NRW oder Bayern verortet ist, wird es für uns sehr schwer. Der Industriepark Schwarze Pumpe liegt für uns (TU DD – eine der patentstärksten TUs in der EU) quasi vor der Haustür, deswegen schätze ich diesen Industriestandort persönlich sehr.“, so Michael Beckmann zum Auftakttermin im Dock3 Lausitz.

Worum geht es genau?

Medikamente sind die Hauptinstrumente in der Medizin, sie sind jedoch bis heute nicht zielgenau und effizient in ihren jeweiligen Mechanismen. Sie werden im menschlichen Körper verstoffwechselt und deswegen wahnsinnig stabil konstruiert, das ist eher ein Nachteil. Deswegen benötigen wir bis heute noch sehr viel dieser konventionellen Medikamente für unseren Stoffwechsel und belasten durch ihre Herstellung und den Produktionsresten unsere Umwelt und vor allem die Gewässer enorm. Da gibt es viel Optimierungsbedarf, doch die Pharma-Industrie verändert sich nur sehr langsam. Das ist die Motivation für das Projekt, so die Sprecher der Projektgruppe.

„Green Pharming“ wendet sich einem völlig neuen Produktionsweg sogenannter Therapeutischer Antikörper zu. In der Medizin sind diese Art der Antikörper, gerade in den diversen Krebstherapien, heute nicht mehr weg zu denken. Sie sind proteinbasiert, hochkomplex und werden konventionell aus Säugerzellen (derzeit vor allem mittels des Chinesischen Hamsters) produziert. In den Zellen wird durch DNA das entsprechende Protein produziert, doch diese Zellen sind nicht „sauber“ und damit nicht nachhaltig. Diese Erzeugerzellen sind sehr hungrig und brauchen das Blut ungeborener Kälber, gewonnen in Riesen-Inkubatoren. Dies hinterlässt derzeit noch einen immensen CO2 Abdruck.

In dem Projekt „Green Pharming“ (NUR ein Teil sog. „Green Pharmacy – Alle Arten der Azneimittelproduktion) werden die Therapeutischen Antikörper aus sauberen Tabakpflanzen produziert. Sie benötigen dazu nur das entsprechende Licht und Wasser mit 0 Emission.“, so Prof. Ali El-Armouche.

Ein Teilaspekt der übergeordneten „Green Pharmacy“ besteht darin, dass die Pharma-Industrie derzeit noch sehr viel Geld für die Entsorgung der Produktionsreste konventioneller Medikamente aufbringen muss, „und wir schaffen damit einen grünen Anreiz“, so El-Armouche weiter. Die Fördermittel sind bereits bewilligt – 4 Mio. € mit einem entsprechenden Realisierungszeitraum bis Juni 2026.

Die Rückstände der tabakpflanzenbasierten Produktion von therapeutischen Antikörpern (Proteinen) werden zudem durch Pyrolyse thermisch behandelt. Dadurch entsteht Biokohle, die wiederum im Kreislauf in den Gewächshäusern als Dünger eingesetzt werden kann.